Historie / Chronik

Der Beginn

Turnvater Jahn ist es, der vor über zwei­hundert Jahren buchstäblich alles in Be­wegung setzt. Er richtet im Jahr 1811 in Berlin den ersten öffentlichen Turnplatz ein und begrün­det damit die deutsche Turnerbewegung. Die an­fangs kleine Zahl der Turner wächst im Laufe der Zeit im­mer weiter an und schon wenige Jahre darauf werden die ersten Turn­vereine in ganz Deutsch­land gegründet.

Nach längeren friedvollen Jahren im deut­schen Kaiserreich führt die in­dustri­elle Ent­wick­lung zu einem gewis­sen Wohl­stand und einem allgemeinen Gefühl der Sicherheit. Die Menschen finden Zeit und Muße, neben dem Le­bens­notwendigen auch einer Frei­zeitbeschäftigung nach­zu­gehen. Zu Beginn sind es überwiegend Schüler und Studen­ten, die sich der Be­we­gung anschließen, ab Mitte des Jahr­hunderts treten immer mehr Hand­werker, Gesellen und Arbeiter den Verei­nen bei oder gründen ihre eige­nen Zusam­menkünfte. Auch in den Schulen wird Tur­nen schließlich zum obliga­to­ri­schen Unter­richtsfach.

So herrscht im Taunusdorf Nieder­josbach mit seinen fast 400 Einwoh­nern ebenfalls eine Art Aufbruchs­stimmung. In einigen Nachbarorten entwickelt sich bereits ein reges Ver­einsleben, das ansteckend wirkt. Im Frühsommer des Jahres 1890 treffen sich im Gasthaus der Familie Racky am Zimmerplatz zwanzig turnbegeisterte Männer und grün­den eine „Turn­gemein­de“. Die Idee macht die Runde im Dorf und nach nur weni­gen Wo­chen zählt der Verein bereits 35 Mit­glieder, das heißt, fast ein Zehntel der Einwohner­zahl!

Einen Ort zum Turnen und auch Turn­ge­räte sind noch nicht vor­handen, doch die Männer haben Schwung und Ideen, sie zimmern sich ein Reck aus Stangen und suchen sich einen geei­gneten Platz. Oberhalb der damaligen Mühle in der Obergasse (heute Nr. 41) können die Übungen gemacht werden, im Winter üben die Turner in Dorf­scheu­nen oder im alten Gartenhaus des Gasthauses Racky. F. Haupt über­nimmt den ersten Vorsitz, die fehlen­den Turngeräte kön­nen dank sparsa­men Haushaltens mit den Mit­glieds­beiträgen, Spenden und Stiftungen nach und nach angeschafft werden. Auch die Turngemeinschaft verlangt Disziplin und Einsatz von ihren Mitgliedern und Ge­mein­samkeit und Zusam­menhalt ziehen weite­re Mitglie­der an.

Dazu reizt die steigende Zahl von Turn­festen und Wettbewerben, in denen man sich mit anderen Vereinen mes­sen kann: Seit 1860 findet in unregel­mäßigen Ab­ständen alle paar Jahre das Deutsche Turnfest in großen deut­schen Städten statt. Im Jahre 1895 nimmt der Verein erstmals am Feld­bergfest teil, dem ältes­ten deut­schen Bergturnfest, das bereits seit 1844 orga­nisiert wird. Den knapp 15 Kilome­ter langen Weg dorthin legen die Teil­nehmer zu Fuß zu­rück. Schon drei Jah­re vor der Jahrhundert­wende wird die Turn­ge­meinde Nieder­josbach bei grö­ße­ren Ver­an­staltungen von einem eigenen Musik­zug mit Trom­meln und Pfeifen be­gleitet.

Im Jahr 1896 werden in Griechenland die ersten Olympischen Spiele der Neu­zeit organisiert, und auch wenn sie noch nicht live in die guten Stuben übertragen wer­den, so sind sie doch Aus­druck des wach­senden Interesses an sportlicher Betäti­gung in ganz Europa.

Die Jahrhundertwende

Im Jahr 1900 wird gemeinsam das 10‑jährige Stiftungsfest gefeiert. In die­ser Zeit findet auch das erste der dann jähr­lich abgehaltenen Waldfeste statt, die dem Verein jedes Mal einen schö­nen finanziel­len Erfolg sichern.

Das Engagement, das die Turner sich abfordern, ist nicht zu unterschätzen, eine strenge Disziplin und klare Regeln werden von jedem einzelnen Mitglied erwartet. In den Übungsstunden wird Anwesenheit verlangt, wer fehlt, zahlt eine Geldstrafe. Ebenso verpflichtend ist der Besuch der monat­lichen Mit­glieder­ver­samm­lung, bei der nicht nur alle Vereins­angele­gen­heiten bespro­chen, sondern zu al­ler­erst der fälli­ge Mit­glieds­bei­trag zu bezahlen ist. Auch hier wird bei Fehlen eine Geldstrafe er­ho­ben und bereits Zu­spät­kommen ist zah­lungs­pflichtig. Alte Protokolle ver­merken tat­­sächlich ent­richtete Stra­fen von bis zu 35 Reichs­­mark monat­lich für ein­zel­ne Mit­glie­der. Dazu zählt bei­spiels­­weise auch das Fehlen bei Beer­di­gun­gen ver­stor­be­ner Vereins­kame­raden, das mit 25 Reichs­mark zu Buche schlägt.

Vorturnerkurse, die in Altenhain ab­gehal­ten werden, besuchen die Teil­nehmer eben­falls zu Fuß, auch dies ein Marsch von etwa zweieinhalb Stunden, ein enor­mer Einsatz, der da­mals von den Einzel­nen erbracht wird.

Zwei Turnvereine

Im Jahr 1903 gründet sich in Niederjos­bach ein weiterer Turnverein, die Turnge­sell­schaft. Über die Gründe dafür lässt sich heute nur spekulieren, Nachweise finden sich darüber nicht. Jedoch könnte die politische Aus­einander­setzung in der deutschen Tur­nerschaft über die Bedeu­tung der Lei­bes­erziehung auch in militäri­scher Hinsicht ihren Einfluss darauf ge­habt haben. Überall im Land kommt es dadurch zu Spaltungen in Turnver­einen. Dennoch ist es erstaunlich, dass in einer kaum über 400 Einwoh­ner zäh­lenden Ge­meinde, in der zu dieser Zeit weitere Vereine entstehen – wie der Gesang­verein Sän­gerlust, ein Zieh­harmonika-Orchester und der erste Obst- und Gar­ten­bau­verein – ein sol­cher zweiter Zu­sammenschluss von Turnern parallel exis­tieren kann. Dabei steht offen­bar stets der sport­liche Wettstreit im Vor­dergrund. Die sport­liche Ent­wick­lung der Gemeinde insge­samt wird da­durch voran­getrie­ben. Die Män­ner üben eifrig und mit Begeiste­rung und nehmen mit gutem Erfolg an Turnfesten teil, an­schließend wird meist ein Fass Bier ge­leert, ebenso wie beim Anturnen im Früh­jahr und beim Abturnen im Herbst – laut besonderem Vermerk „zum Selbst­kosten­preis“. Die strengen dis­zi­pli­narischen Re­geln sind beiden Verei­nen gemein, wie folgen­der Auszug aus der Monats­ver­sammlung von April 1911 belegt: „Um 1 Uhr eröffnete der 1. Vorsit­zende die Ver­sammlung, wo zuerst die Monats­beiträge erhoben wurden. Dann wurde festgesetzt, dass Zög­linge freien Ein­tritt haben. Weiter wurden folgende Strafen festgesetzt: Die­jenigen, welche nicht in die Turn­ge­meinde kommen, wer­den mit 20 Pfen­nig bestraft. Die Zuspät­kommenden werden mit 5 Pfen­nig bestraft und diejenigen, welche in die Turn­stunde kommen und sich nicht auszie­hen, wer­den ebenfalls mit 20 Pfen­nig be­straft.“

Mit dem zweiten Turnverein wird die Sport­platzfrage natürlich sehr akut. Beide Vereine bemühen sich, mit der Gemeinde zu einer Regelung zu kom­men, was offen­bar fehl­schlägt, da mehrere Ge­suche an den Landrat in Lan­gen­schwal­bach die Bit­te um dessen Ver­mittlung belegen. End­lich im Sep­tember 1912 teilt der könig­li­che Herr Landrat von Trotha dem Ver­eins­vorsitzen­den Johann Göttnauer mit, dass er be­reit sei, zum Erwerb ei­nes ge­eig­neten Geländes von der Ge­meinde 200 Reichs­mark zur Verfügung zu stellen, den Rest müsse die Gemeinde selbst tra­gen. Ob es tatsächlich    zum    Ankauf    kam,   verschweigen die Auf­zeich­nungen, es lassen sich hierfür keinerlei Belege finden.

Tatsache aber ist, dass noch im glei­chen Jahr die beiden Vereine, jeder für sich, beginnen, auf dem Lochberg ein kleines Plätzchen zu roden und zu pla­nieren, in freiwilliger Arbeits­leistung der Mitglieder und mit wach­sender Begeisterung. So kann man im fairen sportlichen Wett­be­werb nebeneinan­der existieren.

Folgen des ersten Weltkrieges

Mit dem Beginn des ersten Welt­krie­ges scheint jede sportliche Betäti­gung in den Hintergrund zu treten, denn für diese Zeit finden sich keiner­lei Auf­zeichnungen. Ein 25-jähriges Beste­hen der Turngemein­de kann infolge des Kriegsgeschehens nicht gefeiert wer­den. Der Krieg und seine harten Fol­gen, die überall herr­schende Not, die vielen persönlichen Verluste und die Notwendigkeit, sich gegenseitig zu unterstützen, schei­nen auch die Sport­ler unserer Gemeinde dazu zu veran­las­sen, enger zusammen­zurücken.

Im Frühjahr 1920 findet sich folgende bedeutsame Eintragung: Die beiden Vereine, Turngemeinde und Turn­ge­sell­schaft, sind mit dem 31. März 1920 zusammen­geschmolzen und werden ab 1. April unter dem Na­men Turn­verein weiter­geführt. Von diesem Zeit­punkt an ent­wickelt sich wieder ein re­ges Vereins­leben mit aktiver sport­licher Betätigung.

Im Februar 1921 wird dem Verein eine Damenriege angeschlossen. Dies ent­spricht der allgemeinen Entwicklung in Deutschland, wo man nach und nach davon abkommt, eine Schädlichkeit des Turnens für den weiblichen Körper zu sehen. Allerdings gibt es über die Damen­riege keine Dokumentation, an­fangs wird vermutlich eine Art Grup­pen- oder Riegen­gymnastik mit Reifen, Stäben und Keulen an­geleitet oder Tänze (Rei­gen) werden einstu­diert.

Mit der langsamen Verän­derung der Turn­kleidung für die Damen – aus Röcken werden lange Hosen – wagt man sich mehr und mehr auch an akro­bati­sches Turnen und an die Männer-Turngeräte, die nicht mehr nur für reine Kraft- und Halteübungen kon­struiert werden.

In das Jahr 1921 fällt auch der Bau eines größe­ren Geräte­schuppens, der auch als Turn­halle genutzt werden kann. Im No­vem­ber 1922 wird eine Faustballriege gegründet. Als Vorsit­zende fungierten in diesen Jahren Georg Heinz und Josef Kaus. In der Mo­nats­versamm­lung vom 24. Juli 1923 wird der Mo­nats­beitrag auf 300 Reichsmark fest­gesetzt,   aber schon einen Mo­nat später steigt er infolge der Inflation auf 5000 Reichs­mark. (Zum Ver­gleich: In Berlin kostet im Juni des­selben Jahres ein Ei 800 Reichs­mark, ein halbes Jahr später – 320 Mil­liar­den Reichsmark!)

Ab Anfang März 1926 geht man an die Erweite­rung des Sportplatzes. In der Jahres­haupt­ver­samm­lung 1927 wird Josef Schäfer zum 1. Vor­sitzen­den gewählt. In dieser Zeit be­steht auch wie­der ein Musikzug, denn laut einer Eintra­gung soll jedes Mit­glied mit Mu­sik beerdigt wer­den. Im Januar wendet sich der Verein er­neut an den Landrat zwecks Unter­stüt­zung beim Bau eines Sportplatzes.

Das Fußballspiel erreicht Nieder­josbach

Am 17. März 1929 wird dem Verein eine Fußballabteilung angegliedert und Karl Gräber zum Spielleiter ernannt. Zwecks Anschaffung von Bällen und Sportbeklei­dung wird eine Kleider­kasse eingeführt. Mit der Aufnahme der neuen Abtei­lung beschließt der Vor­stand, den Vereinsna­men fortan als „Turn- und Sportverein“ weiterzu­führen.

Am 9. November 1930 feiert der TuS Nie­derjosbach unter Beteiligung aller Orts­vereine sein 40-jähriges Stiftungs­fest. Ein Jahr da­rauf, 1931, wird ein neuerlicher Antrag auf Erweiterung des Sportplatzes an die Gemeinde gestellt. Zur Vor­stands­sitzung im Feb­ruar 1932 ist der Bürger­meister zur Besprechung eingeladen. Im August 1932 geht ein Gesuch an den Landrat zwecks Ver­pflichtung des frei­willi­gen Arbeits­dienstes. Ein Er­folg ist diesen Be­mü­hungen nicht be­schieden.

In all den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zeigt sich der Verein bei fast gleich bleibender Mit­gliederzahl in aus­geglichener Harmo­nie, was sich in einem regen gesel­ligen Vereinsle­ben widerspiegelt. Theaterabende, Mas­kenbälle, Kappensit­zungen und Fami­lienfeste mit schönen Vereins­ausflügen wechseln einander ab. Le­diglich das traditionelle Waldfest der früheren Jahre scheint in Vergessen­heit geraten zu sein. Natürlich kommt auch der Sport nicht zu kurz. Auf ver­schiedenen Turnfesten werden beacht­liche Preise er­rungen.

Am 20.5.1933 wird der Verein gleich­ge­schaltet. Ein umfangreiches Proto­koll gibt darüber Auskunft. Nach an­fänglichem Rückgang der Mitglieder­zahl ist für die fol­genden Jahre bis 1939 ein steter An­stieg zu verzeichnen. Im vorhandenen Protokollbuch der Jah­res­haupt­versamm­lung am 15. Ja­nuar  1939   ist  zum  Punkt  „Verschie­denes“ am Ende des Protokolls Folgendes aufgeführt: „Der 1. Vor­sit­zende er­mahnte die Mitglieder, sich wieder akti­ver an den Übungsstunden zu be­teiligen, damit im nächsten Jahr das 50-jährige Bestehen in wür­diger Form abgehalten werden kann.“

Die Ausrichtung dieser Feier ge­lingt leider nicht mehr. Wieder einmal macht der un­selige Krieg dem Verein die feierli­che Be­gehung eines Jubi­läums un­mög­lich und bringt das Ver­einsleben zum völligen Er­liegen.

Neuanfang nach dem zweiten Welt­krieg

Es dauert zehn Jahre, bis es im Som­mer 1949 dank der Initiative einiger Sportbe­geisterter zur Wieder­bele­bung des Turn- und Sport­vereins kommt, der schon bald wieder eine Mitglieder­zahl von 60 Turnern und Turnerinnen zählt; Niederjosbach hat zu dieser Zeit knapp 950 Einwohner. Un­ter der Lei­tung von Max Koppe und später Hein­rich Saame entwickelt sich schnell ein reges sport­liches Leben, wovon einige beachtliche Erfolge be­red­tes Zeugnis ab­legen.

Unvergessen ist die 4 x  100m Staffel mit Werner Maisch, Ge­org Schupp, Norbert Schulz, Karlheinz Fi­scher (und Siegbert Schulz), die bei ihrem ersten Auftritt am 27. Mai 1951 beim Kreis­jugend­sportfest in Hofheim die gesam­te Elite schlagen kann, auf Anhieb Kreismeister wird und voller Stolz den Kreis­blatt-Wander-Pokal ent­gegen nimmt. Und selbst bei den Landes­meisterschaften am 8. Juli des­selben Jah­res in Büdingen erreicht diese Staf­fel hin­ter SV Korbach und Eintracht Frankfurt den un­glaub­lichen 3. Platz.

Die damalige Vereinsführung unter Wilhelm Fritz und Alfons Bayrhoff ist sich von Beginn an im Klaren, dass der Bestand des Vereins besonders mit der Schaffung einer Sportplatzanlage ver­bun­den ist. Unzählige Einga­ben, Gesu­che und Bittschriften an die Gemeinde, den Kreis und an amerikanische Pio­nierein­heiten legen Zeugnis ab von den un­ermüdlichen Bemühungen, leider ohne Erfolg. Man stößt überall auf taube Ohren, noch immer gibt es dringlichere politische Dinge und Schwierigkeiten zu lösen, als einen Sport­platz auf dem Lande zu bauen.

Die alltäglichen häuslichen Pflichten und das Unverständnis von höherer Stelle haben sicher ihren Anteil daran, dass man nach einigen Jahren ent­mutigt und ohne irgendwelche Aus­sicht auf Erfolg ganz einfach erschlafft.

Eine Welle aus Bern

Gerade in dieser Zeit der Resignation geschieht 1954 in Bern etwas Unver­hoff­tes, etwas noch nie Dagewesenes, das das ganze Land in einen Begeiste­rungs­taumel stürzt: Deutschland wird Fußball­weltmeister! So kann es gar nicht ausblei­ben, dass auch die Nieder­josbacher Ju­gend am Fußballspiel Ge­fallen findet. Aber wo kann man spie­len? In den Nachbar­orten Niedern­hausen, Bremthal, Vocken­hausen, Lorsbach, Hofheim und Kriftel bieten sich Gelegenheiten, die auch von eini­gen Jugendlichen genutzt werden.

Diese Begeisterten sind es in erster Linie, die nun nicht müde werden in ihrem Drän­gen, endlich eine Fuß­ball-Abtei­lung in den Turn- und Sport­verein auf­zu­nehmen.

Der sportliche Geist in Nie­der­josbach erwacht zu neu­em Le­ben.

Im Frühjahr 1959 nimmt das Streben neue Formen an. Die Verantwortlichen Werner Schwartze und später Emil Backes sind sich einig, dass nach einem so wechsel­vollen Auf und Ab im Sport­verein, der Neubeginn in einer Sportart erfolgen muss, die die Massen begeis­tert und mit­reißt, wie es dem Fußball zu dieser Zeit gelingt. Am 25. April 1959 wird die Gründer­versammlung einberufen und ein neuer Vorstand gewählt. 32 Sport­begeisterte, darunter 16 Aktive, finden sich zur Gründung ein: der erste An­fang ist gemacht.

Von nun an überschlagen sich die Er­eig­nisse in nie erwarteter Weise und erfas­sen die ganze Gemeinde. Noch bevor der Vorstand sich über seine ersten Schritte richtig bewusst werden kann, haben die aktiven Sportler be­reits ein Freund­schaftsspiel fest­gelegt. Dabei zeigt man sich bei der Auswahl nicht gerade zimper­lich, sondern of­fenbart gleich Selbst­bewusstsein. Denn nicht etwa ein Vertre­ter der untersten C-Klasse wird zum Kräfte­vergleich her­an­gezogen, sondern ein Spitzenver­tre­ter der B-Klasse: der 1. FC Marx­heim. Den Austra­gungs­ort kann man recht­zei­tig klä­ren, die SG Bremthal über­lässt den Fuß­ballern für die­ses Spiel ihren Sport­platz, aber noch kann nie­mand sagen, in wel­chem Dress die Sportler an­treten, da die Lieferzeit der bereits be­stellten Trikots zu lange dau­ert. Kurz ent­schlossen finden sich in den Reihen des Vorstandes einige Spender, so dass den Aktiven am Samstagabend eine rote Hose, rote Stutzen und ein weißes Jersey vor­gelegt werden, in fieberhaftem Bemü­hen buchstäblich in letzter Minute zu­sammengekratzt. Auch für den ersten Spielball findet sich gerade rechtzeitig ein Spender.

Das erste Spiel, dem mit grenzenloser Spannung entgegengefiebert wird, bleibt allen Beteiligten – Aktiven wie Zuschauern – unvergesslich. Zur Halb­zeit führt die eigene Mannschaft auf Bremthaler Rasen mit 3:0. Fahrrad­boten bringen die freudige Kunde nach Niederjosbach. Nach der Pause setzte ein Zustrom von Schaulusti­gen aus der Umgebung ein, der alle Er­wartungen weit übertrifft. Als dann, nach drama­tischer zweiter Halbzeit, der neue TuS mit 3:2 als Sieger den Platz verlässt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Auch die nächsten Spiele wer­den erfolgreich abgeschlossen. Ein Vierteljahr bleibt der TuS 1890 unge­schlagen. Im Überschwang und voller Stolz geht das Wort von Deutschlands einzigem noch ungeschlagenem Ver­ein.

Ein eigener Sportplatz

Nun wird die ganze Gemeinde in einen wahren Begeiste­rungstaumel gerissen. Bereits am 1. Juli 1959 kann das 150. Mit­glied im Verein aufgenommen werden, zum Jahresende sind es 200. Auch die Gemeindeverwaltung wird erfasst und leistet ihren Beitrag. Bei einer Orts­begehung durch Vertreter des Vereins, des Landessportbundes Hessen, des Hessischen Fußball­verbandes, der Ge­meinde und der Ortsbauernschaft stel­len die Anwe­senden mehrheitlich fest, dass das geeignetste Gelände für die Errich­tung eines Sportplatzes aus ver­kehrs­politischen sowie klimatischen und damit gesundheits­fördern­den Gründen das gemeindeeigene Obst­baugelände auf dem Lochberg ist. Für die Gemein­de­vertretung und den Ge­meinde­vorstand ist es im Sturme der gegen­wärtigen Begeiste­rung keine Frage, dieses Land zur Verfügung zu stellen. Noch ist es in steiler Hanglage, be­wachsen mit etwa 80 fast fünfzig Jahre alten Obstbäumen.

Bürgermeister Josef Kornmann kann den Landtagsabgeordneten Heinrich Weiß aus Marxheim für eine Unter­stützung gewin­nen. Durch dessen Vermittlung wird es möglich, eine in Höchst stationierte Pio­niereinheit der amerikanischen Armee für Erd­be­we­gungs­arbeiten zu interessieren. Einzige Beding­ung: Kostenfreie Unter­kunft und Ver­pflegung der ab­gestellten Sol­daten für die Dauer der Arbei­ten. Die­se Anfor­derung erfüllt Nieder­josbach voller Eifer, ausreichend Un­terkunfts­möglichkei­ten werden frei­mütig zur Verfügung ge­stellt und eine Geld­sammlung erbringt ein solch er­freuli­ches Ergebnis, dass nicht nur eine vier­wöchige Gasthausverpflegung für die Amerikaner sichergestellt ist, son­dern darüber hinaus eine würdige Ab­schluss­feier finanziert werden kann. Dazu ver­zeichnet das Ehrenbuch des Vereins fol­gende Eintragung: „Unser steter Dank gilt der amerikanischen Pioniereinheit, die in fast vierwöchi­gem Einsatz bis täglich 14 Stunden mit teilweise drei Räumgeräten ca. 35.000 cbm Erde bewegte und damit un­seren Sportplatz im Rohbau erstell­te. In Anerkennung dieser kostenfreien Leistung wurden die nachfolgenden Offiziere und Solda­ten zu Ehrenmit­gliedern unseres Ver­eins ernannt: Lt. Col. O’Hara, Major Carleton, Lt. Man­na­han, Sgt. Burch, SP 5 Kitchen, SP 5 Wilson, SP 4 Wach­ter, SP 4 Johnson, SP 5 Turner.” Leider wird die amerika­nische Einheit, für den Verein viel zu früh, in ein Ma­növer ab­kom­man­diert und da­mit ver­legt. Doch der erste gro­ße Schritt ist getan, eine ebe­ne Fläche in den Hang gebro­chen, auch wenn diese noch nicht be­spielbar ist. Ein Großteil der Erde wur­de hang­abwärts geschoben, die Erd­massen müssen erst einmal zur Ruhe kommen.

Dass weiterhin begeistert Fußball ge­spielt werden kann, ist unter anderem dem SV Niedernhausen zu danken, der den Nie­derjosbacher Spielern seinen Sportplatz zur Verfügung stellt.

Durch unermüdliches Bemühen des Bür­ger­meisters und Sportsfreundes Josef Kornmann gelingt es schließlich im Jahre 1962 erneut, eine amerikani­sche Pionier­einheit mit der Weiterfüh­rung der Arbeiten zu beauftragen. Am Ende dieser Tätigkeit liegt im Rohen ein Fußballplatz da. Durch großen Ein­satz der Spieler wird dieser soweit hergerichtet, dass der Verein mit Be­ginn der Ver­bandsspiele über ein be­spielbares Feld aus Lehmerde verfügt. Die Begeisterung, nach mehr als 70 Jahren tatsächlich einen eigenen rich­tigen Sportplatz nutzen zu können, gibt den Spielern einen solchen Auftrieb, dass noch in der gleichen Sai­son, nach verhältnismäßig kurzem Beste­hen, die Klassenmeisterschaft errungen wird.

Mit großen Kosten und Mühen und Unterstützung der Gemeinde wird der Platz 1964 mit einer Drainage und ei­ner Hart­decke versehen, Fertigstel­lungsarbeiten, an denen sich alle Sportler aktiv beteili­gen. Gleich­zei­tig wird der Bau eines ersten Um­kleide­hauses in Angriff genom­men. Diese starke Beanspruchung und die damit verbundene Vernach­läs­si­gung ei­nes gezielten Trainings dürften wohl ein Hauptgrund dafür sein, dass die Leis­tun­gen im Jahr 1965 stark sinken. 1965 ist unter August Messin­ger, der das Amt von Karl Steinmetz übernom­men hat, schließ­lich auch das Jahr, in dem es dem Verein endlich vergönnt sein soll, ein echtes Jubi­läum zu feiern. „75 Jahre Turn- und Sport­ver­ein 1890 Nie­derjosbach“, ein vier­tägi­ges Fest mit der Einführung des in der Folge lange Jahre stattfindenden Pfingst­turniers. Diese Fest­ver­an­stal­tun­gen geben dem Verein neuen Auftrieb.

Neben Fußball nimmt nun auch das Tur­nen wieder eine wichtige Rolle im Ver­einsgeschehen ein. So entsteht 1969, unter dem erneuten Vorsitz von Emil Backes, die Frauengymnastik­gruppe mit regem Zuspruch, zwei Jah­re später eröff­net eine Kinderturn­gruppe mit 108 Kin­dern. Die Mitglie­derzahl steigt auf 350.

Ein Clubheim auf dem Lochberg

Bereits 1960 entwirft der Spiel­aus­schuss­vorsitzende, Architekt Roland Wölfle, das Vereinsab­zeichen und lei­tet den Bau der Umkleidekabinen nach den Plä­nen des Landes­sport­bun­des ein. Doch erst von Herbst 1973 bis Frühjahr 1974 wird, über­wie­gend in Eigen­arbeit von Ver­eins­mit­glie­dern, die lang er­sehnte Um­klei­de­halle erbaut. Am 31. Mai 1974 kann sie vom Vor­sit­zen­den Rolf Schä­fer feierlich ihrer Be­stim­mung über­ge­ben werden.

Nach wei­te­rem Anstei­gen der Mit­glie­der­zahlen – Nieder­jos­bach ist in­zwi­schen auf über 1300 Ein­woh­ner gewach­sen – erstellt der Verein darüber hinaus, und wieder in Eigen­hilfe, ein Clubheim auf dem Sport­platz, das zum Dreh- und Angel­punkt des Vereins­lebens wird. Die Geschicke des Vereins werden zwi­schen­zeitlich von Heinz Brückner, dann wieder von Rolf Schä­fer geleitet. In das Jahr 1978 fällt auch die Er­richtung einer Flut­licht­anlage auf dem Sport­platz durch die Gemeinde. Im gleichen Jahr wer­den Er-und-Sie-Turnen sowie Mutter-und-Kind-Turnen in das Ver­eins­ange­bot auf­genommen.

Auch der Bau der neuen Turnhalle an der Comeniusschule bietet dem Verein neue Möglichkeiten. Ein Teil der Turn­stunden kann nun dort abgehalten wer­den, zumal die vorhandenen Räum­­lichkeiten zum Beispiel im Unter­geschoss der alten Grundschule – seit 1974 Kindergarten – von der Anzahl der Teilnehmer bisweilen gesprengt werden.

Bei der 20-Jahr-Feier der Fußball-Abteilung vom 29.5. bis 4.6.1979 kann der Verein mit Stolz auf fünf Jugend­mann­schaften, zwei Seniorenmann­schaften und eine Soma-Mannschaft verweisen.

Zur 90-Jahr-Feier am 4. und 5. Oktober 1980 zählt der Verein 570 Mitglieder. Das Vereinsleben beschränkt sich aber nicht auf den Sport, so wird in diesem Jahr die erste große Faschingsveran­staltung „Rummel im Dschungel“ in der Comenius­halle veranstaltet, die in den kommenden Jahren zu einem be­liebten Treffpunkt für Narren aus nah und fern wird.

Der TuS passt sich der wachsenden Nachfrage nach weiteren Sportarten an und so entsteht neben dem Ange­bot einer Jazzgymnastikgruppe im Sommer 1981 eine Leichtathletik-Gruppe, angegliedert an die Turnab­teilung, die sowohl vor­mittags als auch abends die Möglichkeit bietet, für den Erwerb des Deutschen Sportab­zeichens zu trainieren.

Im Jahre 1982 gründet sich darüber hinaus eine Volleyball-Abteilung, die rasch auf über dreißig Mitglieder an­wächst und bereits zwei Jahre später mit einer Damen- und Herrenmann­schaft erfolg­reich an Wettbewerben des hessischen Volley­ballverbandes teilnimmt.

Unermüdlich arbeiten auch die Fuß­baller an der Vervollkommnung des Sportplatzes weiter. So erstellt sich die Abteilung im Jahre 1981 einen Lager­raum und eine Fertiggarage. Schon ein Jahr später wird dem Verein zum Transport seiner Jugend­mannschaften ein Kleinbus geschenkt, in Selbsthilfe fahrtüchtig gemacht und deut­lich sichtbar mit dem Vereinsnamen ver­ziert.

Als sich nach starken Regenfällen her­ausstellt, dass die bestehende Drai­nage des Platzes nicht mehr funktions­fähig ist, wird 1982 eine neue verlegt. In diesem Zug werden eine neue Hart­platzdecke und eine Berieselungs­anlage fertig­gestellt. Jedoch schon zwei Jahre später zeigen sich starke Mängel, die eine Er­neuerung der Platzdecke erforderlich ma­chen.

Im Oktober 1988 entsteht im Verein eine Herzsportgruppe. Das wöchent­liche Trai­ning, das für Menschen mit Herz- oder Kreislauf­erkrankungen an­geboten wird, übt kontrollierte Be­lastungen unter ärztli­cher Aufsicht, bietet damit einen Wieder­einstieg in sportliche Betätigung und er­freut sich reger Beteiligung.

100 Jahre Sportverein am Ort

Im Jubiläumsjahr 1990 zählt der Turn- und Sportverein über 800 Mitglieder. Er ist damit nicht nur der älteste, son­dern auch der mitgliederstärkste Ver­ein in Niederjos­bach. Das Hundert­jährige wird gebührend gefeiert, das Festprogramm beginnt am 20. Mai mit einem Ge­denkgottesdienst und endet am 4. Juni 1990 mit dem Start eines Fesselballons. Die Veranstaltungen bie­ten Ab­wechslung für alle Alters­stufen und wer­den vom ganzen Ort unter­stützt, noch lange spricht man von Disco- und Country­musik-Abend mit Werner Reinke, dem farbenfrohen Festumzug, einer Volks­wanderung sowie von Volleyball- und Fußballwett­bewerben, die bei bestem Wetter statt­finden.

In den folgenden Jahren finden wenig tiefgreifende Veränderungen statt.

Die Hallenkapazitäten in der inzwi­schen mit ihren fünf Stadtteilen zu­sammen­gewachsenen Stadt Eppstein setzen allen Vereinen enge Grenzen. Mit klaren Ab­sprachen der Belegungs­pläne versucht man, den Wünschen gerecht zu werden. Da inzwischen auch Hallenfußballturniere für Ju­gendmannschaften ausgerichtet wer­den, ist auch in diesem Bereich ver­stärkt Bedarf an Hallenzeiten.

Besonderes Wachstum hat nach 1990 die Volleyballabteilung im Bereich der Jugend zu verzeichnen. Die Wett­bewerbs­ergeb­nisse sind auch im Ver­gleich mit großen Vereinen beachtlich. So gewinnt die Volley­ball-Damen­mannschaft 1994 zum ersten Mal den Hessenpokal in der Bezirks­klasse. Ebenfalls im Jahr 1994 findet das erste Volleyballfastnachtsturnier statt, bei dem auch in den folgenden 30 Jahren verkleidete Sportler um den ersten Platz im Spiel und in der besten Kostümie­rung konkurrieren.

Nachdem 1991 der beliebte Masken­ball „Rummel im Dschungel“ wegen des Golf­krieges ausgefallen war, ver­zichtet der TuS ab 1993 auf dessen sehr aufwändige Ausrichtung.

„Kleine“ Jubiläen

Die Damengymnastik feiert 1994 mit ei­nem bunten Abend ihr 25-jähriges Be­stehen. Die Leichtathleten können im darauf­folgenden Jahr stolze 38 Sport­abzeichen überreichen, die durch per­sön­liche Leistungen beim Laufen, Springen, Werfen, Schwimmen und Geräteturnen errungen werden. Indes­sen kehren Kunst­turnerinnen mit meh­reren Titeln von den Hessenmeister­schaften nach Niederjos­bach zurück.

Im Jahr 1970 hebt der DFB das 1955 ver­hängte Frauenfußballverbot unter Auf­lagen (sechsmonatige Winterpause, keine Stollenschuhe, kleinere und leichtere Bälle sowie kürzere Spiel­zeiten) wieder auf. Seit 1993 gelten aber auch für Frauen zwei 45-minütige Halbzeiten – ob das der Grund ist, wa­rum einige fußballbegeisterte Spiele­rinnen ein Mädchenteam gründen und auf dem Lochberg trainieren wollen?

Nicht lange darauf nimmt die junge Mann­schaft an Verbandsrunden teil.

Der TuS muss in diesen Jahren auf die Ausrichtung von Turnieren verzichten, da der Verband sie aufgrund von Schieds­richtermangel in den eigenen Reihen ver­bietet.

Der langjährige Vorsitzende Rolf Schä­fer kümmert sich als künftiger Fußball­abtei­lungs­leiter vorwiegend um die Kicker, den Vereins­vorsitz über­nimmt der bishe­rige stell­ver­tre­tende Vorsit­zende Heinz Brückner, Erwin Kaminek kom­plettiert den Vorstand als zweiter Vor­sitzen­der. Diese Kon­stella­tion soll über Jahre so bestehen blei­ben. Wei­tere Neue­rungen halten Ein­zug im TuS Nie­der­josbach: Die Vereins- und Mit­glieder­verwaltung wird fortan auf dem Com­puter weiter­geführt. Nach langer Dis­kussion be­schließt der Vor­stand, die Mitglieds­beiträge an die Etat­erfor­der­nisse an­zu­passen. Der TuS Nie­der­jos­bach zählt im Mai 1995 ins­gesamt 920 Mitglieder, die An­woh­ner des Ortes sind auf etwa 1900 gewach­sen, doch der Einzugs­be­reich der Ver­eins­mit­glieder hat sich in allen Sparten längst auf die Gemein­den des Um­landes aus­gedehnt.

1996 feiert der Verein in der Come­nius­halle das 25-jährige Bestehen des Kinder­turnens, das eine grundlegende Ausbil­dung an Geräten und die Teil­nahme an Gau-Kinderturn­festen und Run­denwett­kämpfen bietet. Beson­ders begeisterte Mädchen trainieren wei­ter in der Leistungs­gruppe des Ver­eins. 1996 ist diese Truppe mit ihrem Kunstturnen sehr erfolgreich. Zunächst erringen sie vor­derste Plätze bei den Gau­meister­schaften, dann ent­senden sie acht Tur­nerinnen zu den Hessen­meister­schaften und er­kämpfen meh­rere vor­dere Ränge, da­run­ter einen ver­dien­ten zweiten Platz.

Schwierig erweisen sich besonders im Bereich des Turnens die begrenzten Übungs­zeiten in den Sporthallen, da äl­te­re Turnerinnen aus schulischen Grün­den zu Vereinen mit späteren Trai­ningszeiten wechseln.

Die Fuß­bal­ler bil­den ei­ne Ju­gend­spielge­mein­schaft mit Brem­thal und Vocken­hau­sen, da die Zahl der Spieler allerorts nicht mehr für eigene Mann­schaften aus­reicht. Eine Sanierung des Vereinsheimes ist nötig und wird von einigen engagierten Sportlern voran­getrieben.

Im Vereinsleben etabliert sich auch die „Pannekuchestubb“, ein kleiner Ad­vents­markt, den die Fußballer mit dem Ge­sangverein Sängerlust jährlich auf dem Dorfplatz abhalten.

Ein neues Jahrtausend

Nicht erst mit dem neuen Jahrtausend wird auch im TuS Niederjosbach der Wandel der Zeit deutlich – die Verän­de­rungen in der Gesellschaft betreffen gleichermaßen das Vereinsleben. Im­mer mehr zeichnet sich ab, dass die ge­bo­te­nen Veranstaltungen nicht mehr ausrei­chen, um die Vereins­einnahmen aufzu­stocken. Die Besu­cherzahlen und die Mit­gliederzahlen gehen zurück, ebenso die Bereitschaft der Mitglieder, sich als Helfer für den Verein zu enga­gieren, da u.a. die Kon­kurrenz mit den Fitness-Studios in Stadt und Land steigt. Dennoch ver­zeichnet der TuS sport­liche Erfolge:

Im Jahr 2000 erringen die Fußballer die Meisterschaft in der B-Klasse und stei­gen erstmals in der Vereinsgeschichte in die A-Klasse auf. Ein beachtlicher Erfolg, un­geachtet der Tatsache, dass sie nach nur einer Saison wieder ab­steigen müs­sen.

Auch die Volley­ball­damen ge­win­nen er­neut den Hessen­pokal für Teams bis zur Bezirksliga. Zu­dem erreichen sie den 2. Platz in der Be­zirks­liga und über eine Rele­gation den Auf­stieg in die Be­zirks­oberliga. Nach meh­reren starken Jah­ren muss die Mel­dung der Mann­schaft im Jahr 2004 aus der Bezirksliga zu­rück­ge­zogen werden, nach Schul- oder Aus­bildungs­abschluss verlassen die jungen Frauen zu­neh­mend Eppstein. Eine neue Da­men­mannschaft zieht es vor, in der un­ters­ten Spiel­klasse zu beginnen.

2003 erfolgt der Start zu dem seit lan­gem größten Projekt des Vereins: Der Um- und Ausbau des vorhandenen, aber nicht mehr zeitgemäßen Umklei­degebäudes wird bei der Stadt bean­tragt, die nötigen Ausschreibungs­un­ter­lagen erstellt. So beginnen schließ­lich 2006, auf Vereins­seite unter Lei­tung von Rolf Schäfer, die Baumaß­nahmen auf dem Loch­berg.

Bei den Turnern ver­zeichnen die Kunst­turnerinnen auch im Jahr 2005 erfolg­rei­che erste und zweite Plätze bei den Gau­meisterschaften. Die Tur­ner und Leicht­athleten bieten zeit­gemäße Sportmöglich­keiten, so ist Nordic Wal­king im Erwach­senen­bereich ei­ner der Trends, die vom Verein auf­ge­grif­fen wer­den. Auch bie­tet die Ab­tei­lung eine Rope-Skipping-Trai­nings­gruppe für Jugendliche an.

Durch den Aus­bau der Hort­betreuung an Comenius-, Burg-, und Freiherr-vom-Stein-Schule ergeben sich Mög­lichkeiten der Zusammenarbeit zwi­schen Betreu­ungsangeboten und Ver­einsangebot. Die­se werden vor allem im Bereich Volleyball, Turnen und Leichtathletik genutzt. Leider gelingt nur in Einzelfäl­len eine dauerhafte Kooperation, ob­gleich mehrere Fakto­ren dafür spre­chen: Gemein­same Nut­zung begrenz­ter Hallenzeiten, Teilen von Übungs­leiterkapazi­täten an Nachmittagen und die Nachmittagsbe­treuung der Schü­ler.

2005 wird ein Frauenfuß­ballteam ge­grün­det. Fortan können Spielerin­nen, die alters­bedingt in ein Frauenteam wechseln müssen, dem TuS die Treue halten. Eine gute Grund­lage, um die Jugendarbeit nicht ins Leere laufen zu lassen. Der Erfolg der Mäd­chenmannschaft un­terstreicht diesen Ent­schluss: Der Aufstieg in die Bezirks­liga und der Gewinn des Kreis­pokals in der Halle sind die Ausbeute im Jahr 2008.

Das Clubheim in neuem Glanz und Grün

Ein bedeutendes Datum für den Verein ist der 22.8.2008: Endlich können das neue Clubheim und die renovierten und erwei­terten Umklei­deräume auf dem Sportplatz eingeweiht werden. Dass dies innerhalb von zwei Jahren letztlich ohne Kreditauf­nahme erfolgen kann, liegt an der tatkräf­tigen Mithilfe zahl­reicher Vereinsmitglie­der, dem hilfs­bereiten Einsatz lokaler Handwer­ker und einigen Geldspenden. In über 3000 Arbeitsstunden wird mit Zimmer­arbeiten, Dach-, Fliesen-, An­streich- und Isolierarbeiten ein Betrag von 130.000 Euro gespart. Auch die Zusam­menarbeit mit der Stadt Eppstein, in deren Zuständigkeitsbereich die Sanie­rungs­arbeiten der Umkleideräume fällt und die einen großen Teil der übrigen Kosten trägt, klappt hervorragend.

Nach der Fertigstellung des neuen Ge­bäu­des wollen die Verantwortlichen erst ein­mal durchatmen, denn der per­sönliche Einsatz geht zeit­weise an die Substanz.

Doch wieder meint es das Schicksal gut mit dem TuS 1890. Diesmal ist das Kon­junktur­programm des Bun­des der Aus­löser. Die ausgeschriebenen Zu­schüsse geben berechtigte Hoffnung auf eine Um­wandlung des Hartplatzes „rote Erde“ in einen modernen Kunst­rasenplatz.

Eine wichtige Vorausset­zung dafür ist, dass der Verein sein Sportler­heim schul­denfrei gebaut hat. Kurzent­schlos­sen setzt der Vorstand die nö­ti­gen Hebel in Bewegung und kann mit Hilfe der Stadt Eppstein wei­tere Mittel des Landes und des Main-Taunus-Kreises ge­winnen.

Spenden, Eigenleistungen und eine Dar­lehenszusage der Stadt über einen evtl. fehlenden Restbetrag ergänzen den Fi­nan­zierungsplan, so dass im De­zember 2009 die Firma Heiler mit dem Bau des „Grüns“ beauftragt wer­den kann. Geplant ist nicht nur ein Fußball­platz, sondern auch ein geson­derter Aufwärmplatz, der eben­so als Freiluft­volleyballfeld genutzt wer­den kann. Darüber hinaus soll eine Tartan­bahn längs des Feldes auf mo­dernsten Stand gebracht werden, eine Sprung­grube ein­ge­richtet sowie ein Kugel­stoßplatz mit ein­ge­plant werden.

Die Baumaßnahmen selbst erfolgen im Frühjahr 2010. Die Fußballer müssen in der ge­samten Rückrunde nach Vocken­hausen bzw. nach Brem­thal auswei­chen und sind den Nach­bar­vereinen sehr dank­bar dafür, dass diese den Spiel­betrieb weiter ermöglichen. Nach einem Test­spiel TuS Nieder­josbach : SV Wehen-Wiesbaden II erfolgt am 6. Au­gust 2010 die offi­zielle Ein­weihung des neuen Plat­zes, genannt „Lochberg-Arena“, mit einem Fußball­spiel von Nieder­josbacher Promis gegen die Stadt­verwaltung Eppstein.

Besonders glücklich ist diese bauliche Entwicklung zu einem Zeitpunkt, zu dem Hartplätze nicht mehr den Anfor­derungen des Deutschen Sportbundes Genüge tra­gen und zahl­reiche Vereine sich des­halb aus dem Wettbewerbs­geschehen zurück­ziehen müssen.

Entwicklung der Abteilungen bis zum 125 jährigen Jubiläum

Die Turner verzeichnen einen Wechsel in der Abteilungsleitung und positio­nieren sich nach der Auflösung der Kunst­turn­riege neu, die Volleyballer er­reichen wie­der die Teilnahme bei den Hessen­meisterschaften. Die männ­liche U12 Volley­balljugend wird sogar ohne Satz­verlust Hessen­meis­ter. Doch dann fehlt bei den Volley­ballern der Nach­wuchs, die männ­liche Jugend muss auf­gelöst wer­den, da die anfangs aus zwei bis vier Spielern gebildeten Mannschaften in den älteren Jahrgän­gen mindestens sechs Feldspieler und weitere Aus­wechsel­spieler benötigen.

Im Jahr 2011 schla­gen die Fußballfrau­en zu: Sie gewinnen den Kreispokal und schaffen den Aufstieg in die Grup­penliga. Im Jahr 2013 steigt die 1. Fuß­ballmann­schaft in die A-Klasse auf, kehrt aber im Folge­jahr wieder zurück in die B-Klasse. Die Reservemannschaft wird Meister der Reserverunde.

Die Volleyballmädels U14 gewinnen den Hessenjugendpokal und die Frei­zeit­mannschaft kann einige neue Mit­glieder begrüßen, so dass die gelegent­liche Teil­nahme an Freizeitturnieren in der Umge­bung fortbesteht.

Im Jahr 2014 feiert auch die Herzsport­abteilung ihr inzwischen 25-jähriges Jubi­läum, dank der wechselnden frei­willigen Begleitung durch Ärzte aus den umlie­genden Gemeinden kann dieses Angebot nun über einen so lan­gen Zeitraum auf­recht erhalten werden. Die Turnabteilung bietet darüber hinaus seit mehreren Jah­ren auch die Sportart Pilates sowie meh­rere Kurse in Rückengymnastik für Senio­ren an. Im Jahr 2015 feiert der Verein mit zahlreichen Aktionen sein 125jähriges Bestehen.

Nach diesem Höhepunkt gilt es, vereinsintern zahlreiche Veränderungen anzupacken. Die Angebote der Sportvereine stehen vor allem im Erwachsenenbereich in steigender Konkurrenz mit Fitnessstudios Es erweist sich gesellschaftlich auch immer wieder schwierig, Freiwillige fürs Ehrenamt zu gewinnen. Die berufliche Arbeitszeit erlaubt häufig weniger Einsatz für den Verein, gleichzeitig fehlen dem TuS ebenso wie vielen anderen Vereinen Kinder durch vermehrte Nachmittagsbetreuung in den Schulen, dies schränkt auch die Hallenkapazitäten ein. Im Fußball entstehen so im Jungendbereich erste Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen. Vor allem mit der SG Bremthal entsteht eine immer engere Kooperation.

Anfang der Zweitausendzwanziger Jahre übersteigt der logistische Aufwand der Abteilung Herzsportbereich den Nutzen für den Vereins, obgleich die Nachfrage vorhanden wäre. Der Vorstand beschließt daher, diese Abteilung aufzulösen. Im Bereich der Leichtathletik wird in diesem Zeitraum Ultimate Frisbee als neues Angebot angegliedert.

In den Jahren 2019 bis 2021 hinterlässt die Coronapandemie ihre Spuren: Der Verein muss zeitweise das Angebot einstellen oder kann es nur unter Auflagen aufrechterhalten, dennoch gelingt es gemeinsam, wieder durchzustarten.

Im Jahr 2023 wird Heinz Brückner für 30 Jahre Vereinsvorsitz geehrt, zahlreiche andere Ämter hat er in den vorangegangenen 50 Jahren für den Verein innegehabt.

Bauliche Mängel am Kunstrasen führen 2023 zur Notwendigkeit einer großen Sanierung des Lochberg Sportplatzes, so dass dieser fast ein halbes Jahr nicht genutzt werden kann. Im April findet schließlich das erste Spiel auf neuem Grün statt.